Wiener Originale , Rund um Wiener Originale

Wiener Kaffeehauskultur

Einer der wichtigsten Bestandteile der Wiener Kultur - neben weiteren „Wiener Originalen“ wie der Kaiserin Sissi, dem Schnitzel und der Sachertorte - ist das Wiener Kaffeehaus und mit ihm die Wiener Kaffeehauskultur. Seit 2011 gehört sie zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Im Gegensatz zu gewöhnlichen Lokalen war es in traditionellen Wiener Kaffeehäusern üblich, stundenlang bei einem Kaffee zu sitzen und Zeitungen zu lesen. Die Zeitungsständer-Gestelle aus dünnem Holz sind in vielen Kaffeehäusern noch erhalten. Ebenso zählen Thonet-Sessel und Tische mit Marmor-Plattierung bis heute zu den Klassikern der Kaffeehauseinrichtung. In vielen Kaffeehäusern scheint die Zeit tatsächlich stehengeblieben zu sein. Nehmt einen tiefen Schluck aus der Tasse: Spürt ihr den kreativen Geist, der hier einst herrschte? Die traditionelle Art, Zeitung zu lesen.

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts diente das Kaffeehaus als Inspirationsort vieler Schriftsteller. In diesen Jahren entstand eine Literaturform, die als Kaffeehausliteratur bezeichnet wird. Das Kaffeehaus wurde zum Urspungsort zahlreicher literarischer Werke, die die österreichische Kultur geprägt haben. Bekannte Kaffeehausliteraten waren zum Beispiel Stefan Zweig und Arthur Schnitzler.


Künstlerisch ausgeschmückt ist auch die Geschichte des Kaffeehauses. Angeblich wurde während der Zweiten Türkenbelagerung ein Sack voller Kaffeebohnen gefunden, dessen Inhalt für Kamelfutter gehalten wurde. Nach der Übergabe des „Futters“ an den Geschäftsmann Georg Franz Kolschitzky soll dieser das erste Kaffeehaus gegründet haben. Diese Version dürfte jedoch erfunden sein, in Wahrheit wurde das erste Wiener Kaffeehaus 1685 von Johannes Theodat eröffnet. 


Das Heißgetränk wurde schnell sehr beliebt und die Anzahl der Kaffeehäuser stieg rasant an. 1819 gab es in Wien schon 150 Kaffeehäuser, davon 25 in der Innenstadt. Um 1900 waren es bereits 600 Kaffeehäuser. Die Gäste waren damals überwiegend Männer; Damen war der Zutritt nur in männlicher Begleitung erlaubt. Kaffeehäuser wurden anfangs hauptsächlich als Spiel- und Rauchsalons genutzt. Da die Kaffeesorten keinen Namen trugen, wurden sie mit einer Farbpalette gekennzeichnet, die von schwarz bis milchig-weiß reichte, um die Stärke des Kaffees darzustellen.


Die Blütezeit der Kaffeehäuser ist und bleibt das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert. Damals zählten Autoren, Politiker und Künstler wie Hugo von Hofmannsthal, Egon Schiele, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Adolf Loos und Leo Trotzki zu ihren Besuchern.  


Ab 1950 sank die Zahl der Kaffeehäuser aufgrund von Konkurrenz durch Espresso-Bars und moderner Freizeitaktivitäten wie dem Fernsehen. Dennoch gibt es heute noch etliche typische Wiener Kaffeehäuser wie das Café Central, das Café Hawelka, das Café Eiles und viele andere. Die Wiener Kaffeehauskultur und das Flair der Jahrhundertwende sind an diesen Orten noch deutlich zu spüren. Nehmt Platz, riecht den Kaffeeduft und genießt die belebende Kraft dieser „Wiener Originale“!

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